Wissen & Handeln ist besser als Glauben!

Bis jetzt hat sich seit 20 Jahren noch keine Partei um das wirtschaftliche Überleben der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland wirklich erkennbar eingesetzt. Die inflationäre Kostensteigerung frisst das Apotheken-Fixhonorar von derzeit 6,35 € pro Packung komplett auf. Welche Partei erkennt und erhält den gesellschaftlichen Wert der Apotheker:innen mit ihren kostenfreien, niedrigschwellig erreichbaren Beratungsangeboten rund um Gesundheitsvorsorge und Arzneitherapie auch in der Selbstmedikation, welche damit noch eine immer größer werdende Lücke in der ambulant-medizinischen Versorgung schließen? Wenn die Gesundheitspolitik ihre extreme Geringschätzung des gesundheitlichen Gutes und gesellschaftlichen Wertes der Apotheke vor Ort fortsetzt, verantwortet sie damit ihre sukzessive Vernichtung.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach möchte in seinem neuen Gesundheitsversorgungs-stärkungsgesetz die Apotheken und Hausarztpraxen perspektivisch durch sogenannte Gesundheits-Kioske ersetzen und daneben sogenannte „Apotheken light“ implementieren, die keine Apotheker, kein Labor, kein Notdienst, keine individuelle Rezepturen-Herstellung beinhalten sollen. Liest man den Text genauer, stellt man fest: Stärkung ist das eher nicht, sondern eine abgrundtief böswillige wirtschaftliche Schwächung der Apotheken in Deutschland.

Öffentliche Apotheken mit Ihren angestellten Mitarbeitern sollen künftig auf diese Weise still und heimlich durch künstliche Intelligenz, durch maschinelle Abgabeautomaten und ausländische Versandapotheken ersetzt werden. Es ist eine kalt geplante Enteignung der Apotheken-Inhaber durch die Gesundheitspolitik. Und Ärzte sollen per Gesetz durch Pflegefachkräfte ersetzt werden. Soll das die Antwort des Gesetzgebers auf Fachkräftemangel im Gesundheitswesen sein? Gerade dieser ist ja durch schlechte Bezahlung der Leistungserbringer erst entstanden! Statt dessen soll ein weiterer immenser Kostenfaktor im Gesundheitssystem nach dem Willen Lauterbachs entstehen durch den Neuaufbau minderwertiger Parallelstrukturen, die ausschließlich Nachteile für die Versorgungsqualität von Patienten mit sich bringen, aber vom Staat einfacher kontrolliert werden können. Die medizinische Versorgungsqualität wird sich damit nachhaltig und eklatant verschlechtern. Selbstverständlich werden damit auch Kostenausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung und perspektivisch auch für die Rentenversicherung gespart… Denn wer krank ist und nicht oder unzureichend behandelt wird, stirbt eher. Wir Apotheker nennen das verantwortungslos, schamlos, menschenverachtend und schädlich für die medizinische Versorgung der deutschen Bevölkerung! Wir müssen sinnvolle politische Lösungen finden, um einerseits dem wachsenden Anteil älterer Menschen in Deutschland in der Gesundheitsversorgung Rechnung zu tragen. Andererseits müssen wir wirksam verhindern, dass gesetzliche Krankenkassen ungestraft und hemmungslos für ihre kostspieligen Marketingprojekte und Riesengehälter für Führungskräfte die Beitragsgelder ihrer Versicherten verplempern. Krankenkassen haben vom Gesetzgeber in den letzten Jahren zu viel Macht erhalten, um damit die Leistungserbringer im Gesundheitswesen in Vertragsverhandlungen mit willkürlicher Billigbezahlung oder Zahlungsverweigerung zu demütigen. Damit muss endlich Schluss sein!

 

4000 öffentliche Apotheken sind seit 2008 aus der deutschen Versorgungslandschaft der Arzneimittel verschwunden – jede fünfte Apotheke ist damit bereits weg! Ende 2023 gab es in ganz Deutschland nach Angaben der Landesapothekerkammern noch 17.559 Apotheken. Damit verschwanden 2023 unter dem Strich 413 Betriebsstätten, der bisherige Rekord aus 2022 von 394 Schließungen wurde in 2023 schon wieder gebrochen. Damit liegt die Apothekendichte je Einwohner im untersten Viertel im Vergleich zu anderen europäischen Staaten (vgl. Grafik). Auch bezogen auf die Gesamtzahl der Apotheken war der beschleunigte Rückgang mit 2,8 Prozent so hoch wie nie zuvor. Über ganz Deutschland hinweg entfallen 30 Prozent der Schließungen seit dem Höhepunkt auf die letzten drei Jahre.

-Im Verlauf von 15 Jahren sind damit 4043 Apotheken vom Netz gegangen, das entspricht einer Quote von 19 Prozent.

-Im Vergleich zu 2013 ist ein Rückgang um 15 Prozent zu verzeichnen, im Zeitraum von zehn Jahren ist die Zahl der Apotheken um 3103 gesunken.

-2018 gab es noch 1864 Apotheken mehr – jede zehnte Apotheke ist in diesen fünf Jahren verschwunden.

– Seit 2020 sind 1194 Apotheken verschwunden, das entspricht einem Rückgang um 6 Prozent innerhalb drei Jahren.

Kein Wunder! Denn Apotheken erhalten seit ca. 20 Jahren keine prozentualen Aufschläge auf den Einkaufspreis ihrer verschreibungspflichtigen Arzneipackungen, sondern unverändert konstant einen  packungsbezogenen Fixzuschlag von netto 6,35 €. Das ist in der Arzneimittelpreisverordnung so gesetzlich geregelt. Aus diesem Stückgewinn von 6,35 € pro Packung müssen Apotheken alle Mitarbeiter-Gehälter, Mieten, Kammer-Pflichtbeiträge, Rezept-Abrechnungsgebühren, Versicherungen und sonstige Betriebskosten finanzieren, Einkommenssteuer ans Finanzamt abführen, eine Menge gesetzlich bestimmter kostenfreier Dienstleistungen für die Krankenkassen erbringen und ihre Unternehmerlöhne mit Sozialversicherungsbeiträgen erarbeiten. Schon heute haben etliche Apothekeninhaber dadurch geringere Unternehmerlöhne als ihre angestellten Apotheken-Mitarbeiter! Die Nichtanpassung der Apothekenhonorare seit 20 Jahren, sowie die faktische Kürzung im Februar 2023 durch die gesetzliche Erhöhung des Zwangsrabattes an die Krankenkassen stehen in eklatantem Widerspruch zu den massiv gestiegenen Kosten, welche in den vergangenen zehn Jahren um 60 % gestiegen sind. Die Politik ignoriert hartnäckig die berechtigten Forderungen der Apotheken nach einer inflationsangepassten Honorarerhöhung.

Wer als Patient künftig noch von Apotheker:innen persönlich auf fairem, medizinisch- wissenschaftlich und pharmazeutisch einwandfreiem Fachniveau versorgt werden möchte, muss politisch aktiv werden, um die wirtschaftliche Existenz der Apotheken vor Ort abzusichern! Oder wir müssen als Patienten mit den Lauterbach`schen Gesundheitskiosken Vorlieb nehmen, dann aber ohne den Apotheker, aber mit dem Abgabeautomat oder einer Pflegehilfskraft. Apotheker werden übrigens im Ausland mit Kusshand gern eingestellt und wertgeschätzt wegen Ihrer hervorragenden pharmazeutischen und medizinischen Expertise rund um das Arzneimittel.

Wir Apotheker:innen kämpfen für eine faire, solide Wirtschafts- & Gesundheitspolitik pro inhabergeführte Apotheke, damit alle Patienten Deutschlands wohnortsnah, sicher und in guter Qualität mit Arzneimitteln entsprechend ihres medizinischen Bedarfes und mit persönlicher Beratung durch Apotheker:innen versorgt werden können! Wir stemmen uns gegen die desaströse, brandgefährliche Gesundheitspolitik dieser Regierung mit folgenden Forderungen:

– Keine Gesundheitskioske! Keine Light-Apotheken! Stattdessen Stärkung der öffentlichen Vor-Ort-Apotheken mit ihren Mitarbeitern

– Inflationsanpassung, das heißt Erhöhung des Apothekenhonorars nach über 20 Jahren Honorarstillstand auf ein wirtschaftliches Niveau von netto 12 € pro Arzneipackung

– Bürokratieabbau in Apotheken

– Abschaffung von Retaxation, bei denen Krankenkassen willkürlich unberechtigte Honorarkürzungen bei Apotheken für formale Verordnungsfehler vornehmen

-Förderung und Ausbildung beruflichen Nachwuchses

Würde eine einzige Partei in ihrem politischen Engagement das dringende Gebot einer auskömmlichen Honorierung der Apotheken erfüllen, dann fielen dieser Partei viele neue Wählerstimmen zu. Denn die 3,5 Millionen Patienten, welche täglich ihre Vor-Ort-Apotheke besuchen, sind auch Wähler und sie vertrauen, wertschätzen und nutzen wirklich gern die persönliche Beratung der Apotheker und Pharmazeutisch-technischen Angestellten in ihren wohnortnahen Apotheken.