Die Entscheidung von Minister Lauterbach, die Honorierung der Apotheken in Zeiten hoher Inflation und stark gestiegener Personalkosten seit Februar 2023 trotzdem zu kürzen, hat die ohnehin wirtschaftlich ungünstigen Rahmenbedingungen für Apotheken massiv verschlechtert.

Wenn die Gesundheitspolitik wie bisher ungebremst so weiter geht, so sagen Branchenökonomen der Treuhand Hannover voraus, werden in kurzer Zeit von den derzeit 17 500 Apotheken in Deutschland nur noch 7000 übrig bleiben. Wenn überhaupt. Politisch ist das von Gesundheitsminister Lauterbach so gewollt, wenn auch nicht öffentlich als politisches Ziel kommuniziert. Cannabis, KI und Gesundheitskioske sind für Lauterbach (SPD) wichtiger. Sie sind perfekte Ablenkungsmanöver, anstatt sich in seinem Ministerium für den Erhalt systemrelevanter Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen einzusetzen.

Seit dem bundesweiten Apothekenprotest im Sommer 2023 hat die verfasste Apothekerschaft immer wieder das Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gesucht. Doch statt mit Vertretern der Apotheker-Standesorganisation ABDA auf Augenhöhe zu reden, hat der Bundesgesundheitsminister seine unausgegorenen Pläne zur Einführung von Scheinapotheken über die Presse verkündet. Diese Einrichtungen sollen ohne approbierte Apotheker, ohne Labor, ohne Rezeptur und ohne Nacht- und Notdienst auskommen. Dass Minister Lauterbach diese massive Schwächung der Arzneimittelversorgung auch noch als unterstützendes Angebot für die Apotheken verstanden wissen will, wird von vielen Kollegen als besonders perfide Intriganz empfunden. Die schnelle Gesetzgebung von Lauterbach ist eine stille, trickreiche, strategisch exakt durchgeplante Vernichtung bestehender Versorgungsstrukturen, um viel neue kapitalgesteuerte Versorgungssysteme im Gesundheitswesen zu installieren.

Statt den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufes gegenüber dem kaufmännischen zu stärken, will der Gesundheitsminister lieber Apothekenketten–Konzerne installieren und den Apotheken-Bereitschaftsdienst an Sonn- und Feiertagen und in der Nacht extrem einschränken. Aber noch viel mehr soll sich künftig ändern. Die Kommerzialisierung der Arzneimittelversorgung hat nichts mit verantwortungsvoller öffentlicher Daseinsfürsorge zu tun, sondern ist ein brutales, nach Monopol strebendes Konkurrenzgeschäft, das die Schwachen, kranken Menschen allein und hilflos in unserer Gesellschaft zurück lässt.

Lange kannte keiner die geheimen Pläne des Gesundheitsministers Lauterbach genau, weil er ja kaum mit einem der Vertreter des Gesundheitswesens kommuniziert, außer mit den Krankenkassen-Bossen. Eine treffende Analyse eines Apothekers, die hierzu im digitalen Infokanal „apotheke adhoc“ geteilt wurde, ist diese:

„In ein paar Jahren steht da anstelle eines lebendigen, persönlich beratenden Apothekers in seiner Apotheke nur noch ein Nicht-Fachmann oder Arzneimittel-Abgabeautomat mit einer künstlichen Intelligenz, bei dem der Patient selbsttätig eine kostenpflichtige Hotline kontaktieren kann per Video-Callcenter. Zum Apothekertag in Düsseldorf am 27. September 2023 ist nun offenbar geworden, dass diese Wunsch-Vision des Großkapitals das politische Ziel von Karl Lauterbach (SPD) ist.“

Mit seinen vorgeschlagenen „Light-Apotheken“ wird der Gesundheitsminister Lauterbach den Sterbeprozess tausender Apotheken nicht verzögern, sondern fördern! Wenn die Inhaber, viele in der Baby-Boomer-Generation, nach und nach in den Ruhestand gehen, dann werden die Apotheken-Zahlen aber umso schneller zurückgehen. Denn den Kauf einer bestehenden Apotheke oder Filialstrukturen kann sich unter diesen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keiner mehr leisten. Die Motivation junger Pharmazeuten, sich in die Selbständigkeit zu wagen, ist erstickt. Der wuchernde Fachkräftemangel in Apotheken erzeugt bei Inhabern viel Leid: Mehrarbeit und Selbstausbeutung wegen einer 60 bis 70 Stundenwoche an Arbeit. Es scheint, dass öffentliche Vor-Ort-Apotheken nach Auffassung von Lauterbach überflüssig sind und daher Amazon oder ausländische Versandapotheken das Geschäft übernehmen sollen. Ein gesetzlich zugelassener Fremdbesitz von Apotheken würde auch keine (oder nur sehr kurzfristige) Lösung sein, denn auch da geht es ausschließlich um Wirtschaftlichkeit, die nicht wirklich verbessert wird.

 

Wir protestieren daher am 29. November mit Schließung unserer Apotheke und nehmen an der Protestkundgebung am Theaterplatz teil.

Uns geht es darum, die wohnortnahe Arzneimittelversorgung als unverzichtbaren Teil der lokalen Infrastruktur zu erhalten und zu stabilisieren. Denn die Apothekenzahl ist in den vergangenen Jahren um rund 20 Prozent zurückgegangen. In diesem Jahr 2023 wird mit der Schließung von bundesweit 600 Apotheken gerechnet. Insbesondere für junge Pharmazeuten lohnt sich der Aufbau einer neuen Apotheke nicht mehr. Unsere Lage ist ernst, weil das Betriebsergebnis vieler Apotheken geringer ist als ein Angestelltengehalt und allmählich gegen Null wandert. Weder die vielen pharmazeutischen Aufgaben, noch das vollhaftende Risiko für Warenlager und betriebliche Investitionen wird durch unser Fixhonorar von derzeit 6,35 € je Arzneipackung abgebildet. Daher fordern Apotheker bundesweit das seit 20 Jahren fest eingefrorene Fixhonorar pro Arzneipackung angemessen zu erhöhen, und zwar für alle Apotheken. Wir fordern von der Gesundheitspolitik weiterhin die Abschaffung des Zwangsrabattes der Apotheken an die Krankenkassen.