Verbena officinalis
(wissenschaftlicher Name)

Schon der Name Eisenkraut gibt einen Hinweis darauf, welchen Stellenwert die Pflanze für die Menschen im Mittelalter besaß: Es hieß, das Kraut schütze vor Verletzungen durch Eisenwaffen und könne durch Eisen hervorgerufene Wunden heilen. Die Ritter trugen Eisenkraut deshalb als Symbol der Unverwundbarkeit mit sich. Schwertschmiede gaben das Kraut der Eisenschmelze bei, um ein Schwert von besonderer Härte und Schlagkraft zu formen.
Im Mittelalter kam das Eisenkraut auch verstärkt als Arzneipflanze in Gebrauch. Überlieferungen zufolge riet Hildegard von Bingen zu Eisenkraut-Kompressen bei Geschwüren und -wickeln bei Halsentzündungen. In den folgenden Jahrhunderten etablierten sich in der Volksheilkunde weitere Einsatzgebiete, etwa Rheuma, Verdauungsbeschwerden und Atemwegserkrankungen. Kneipp empfahl Eisenkraut unter anderem bei Wassersucht, Milz- und Leberleiden oder Keuchhusten. Äußerlich verwendet er das Kraut zum Reinigen von Wunden und Geschwüren.
Heute ist Eisenkraut in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytotherapeutika) enthalten, beispielsweise in Kombination mit gelbem Enzian, Ampfer, Holunder und Schlüsselblume zur Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung. In Form von Tee wird Eisenkraut darüber hinaus als Mittel gegen Menstruationsstörungen und zur Milchbildung eingesetzt.

Charakteristik

Eisenkraut ist eine ein- oder mehrjährige Pflanze mit einer Höhe von bis zu 80 cm. Sie wächst auf der Nordhalbkugel, bevorzugt auf Schuttflächen, an Wegrändern, Zäunen und Mauern. Ihre Stängel sind aufrecht und oben verzweigt, ihre Blätter länglich und ungleich gekerbt. Während der Blütezeit von Juni bis Oktober bilden sich kleine, blass-lila Blüten, die in schmalen Ähren zusammenstehen. 
Medizinisch verwendet werden die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten, oberirdischen Pflanzenteile – außerdem das frische, blühende Kraut, die Blüten und die ganze, frische Pflanze. Die medizinische Wirkung wird vor allem bestimmten sekundären Pflanzenstoffen zugeschrieben: den Iridoidglykosiden wie Verbenalin sowie den Flavonoiden und Kaffeesäurederivaten. Die Wirksamkeit ist nicht belegt.

Hinweis: In manchem sogenannten „Eisenkrauttee“ ist nicht das gewöhnliche Eisenkraut (Verbena officinalis) enthalten, sondern die echte Verbene – eine südamerikanische Verwandte. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Eisenkraut verbreitet die echte Verbene aufgrund ihrer ätherischen Öle ein starkes Zitronenaroma. Dieses begründet auch ihren bevorzugten Einsatz in Tee: Das Zitronenaroma soll zu einem harmonischen Geschmack und wohligen Duft des Getränks beitragen.

Anwendung

Innerliche Anwendung in der Volksmedizin: bei Erkrankungen der Atemwege wie Husten, Asthma, Keuchhusten, bei Schmerzen, Krämpfen, Erschöpfungszuständen, nervösen Störungen, bei Menstruationsstörungen und zur Milchbildung, bei Rheuma, Leber- und Gallenerkrankungen sowie Bauchwassersucht (Aszites)
Äußerliche Anwendung in der Volksmedizin: als Gurgelmittel bei Erkrankungen der Mund- und Rachenhöhle, zur Wundheilung
Homöopathie: bei Blutergüssen und Krampfanfällen
Phytotherapie: in Kombinationspräparaten zur Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündungen und Atemwegserkrankungen
Chinesische Medizin: bei Ödemen, Malaria, Menstruationsstörungen und Eiterbeulen (Karbunkeln)

Dosierung

Aufguss: ca. 1,5 g (1/2 Teelöffel) zerkleinerte Droge mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 5–10 Minuten ziehen lassen, abseihen, bis zu 3-mal täglich eine Tasse trinken
Homöopathie: 5–10 Tropfen oder 1 Tablette oder 5–10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung 1- bis 3-mal täglich
Fertigarzneimittel: in apothekenpflichtigen Phytotherapeutika und Fertig-Tees enthalten; Dosierung nach Beipackzettel bzw. Gebrauchsinformation

Wirkung und Nebenwirkungen

Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung therapeutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Eisenkraut darf jedoch nicht in der Schwangerschaft angewendet werden, da es die Wehen fördert.

Quelle: apotheken.de